In und um Shaolin - TEIL 1

1. Kreisstadt Dengfeng 登封市

Die Kreisstadt Dengfeng blickt auf eine lange Geschichte zurück und ist bekannt für seine religiösen Stätten, Tempel und Kampfkunstschulen. Unter dem Namen Yangcheng war sie unter der Xia-Dynastie 夏朝 (ca. 2000-1600 v.Chr.) die Hauptstadt des Chinesischen Reiches. Die am südlichen Fuße des, zu den fünf heiligen Daoistischen Bergen zählenden, Songshan liegenden Stadt zählt sie zu einem wichtigen Zentrum des Buddhismus, Daoismus und Konfuzianismus.

 

Neben der Vielzahl an berühmten Buddhistischen (z.B. Shaolin Tempel) und Daoistischen Tempeln (z.B. Zhongyue-Miao Tempel) sowie der Konfuziusakademie, befindet sich auch das Gaocheng-Observatorium in Dengfeng. Es zählt zu den ältesten noch erhaltenen Observatorien Chinas. Es wurde im 13. Jh. errichtet und war das erste von 27 Großobservatorien, die für die Erstellung des Neuen Kalenders errichtet wurden. Die Geschichte der Himmelsbeobachtung geht an diesem Ort bis ins 11. Jh. vor Christus zurück.

 

Mit nur 630.000 Einwohnern zählt sie zu den kleinen Städten Chinas, verfügt aber über 80 Kung Fu Schulen mit an die 100.000 Schülern. Der kälteste Monat ist der Januar mit durchschnittlich -2°C und der Heißeste Monat ist der Juli mit einer Durchschnittstemperatur von 28°C. Die Höchstwerte erreichen im Sommer ca. 35°C bei einer Luftfeuchtigkeit von ca. 75%. Die Tiefstwerte im Winter sind ca. -5°C bis -10°C. Die beste Zeit für eine Reise ist im Frühling, März/April/Mai und im Herbst September/Oktober. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit ist es im Sommer meist sehr diesig.

 

Dengfeng ist ca. 65 km von der Provinzhauptstadt Zhengzhou (über 8 Millionen Einwohner) entfernt, und je nach Verkehrslage benötigt man für diese Strecke mit dem Auto zwischen 60 und 90 Minuten.

2. Zhongyue-Miao-Tempel 中嶽廟寺

Der Zhongyue Tempel wurde bereits in der Qin-Dynastie 秦朝 (221-207 v. Chr.) errichtet und ist der größte, vollständig erhaltene Daoistische Tempel Chinas. Er liegt am Ostrand Dengfengs, ca. 4 km östlich des Stadtzentrums. Ursprünglich wurde der Tempel zur Verehrung des Berggottes unter dem Namen Taishi-Tempel gegründet. Erst in der nördlichen Wei-Dynastie (385–535) wurde aus ihm ein rein Daoistischer Tempel. Noch heute finden sich zahlreiche Zypressen,  unter den hunderten die sich auf dem über 100.000 m² großen Gelände befinden, die schon alt waren, als das Kloster gegründet wurde.

3. Songyang Akademie (Konfuziusakademie)

Die Songyang Akademie, auch Konfuziusakademie genannt ist neben der Yuelu Akademie in Changsha (Provinz Hunan), der Bailu Dong Akademie auf dem Lushan Berg (Provinz Jiangxi) und der Suiyang Akademie in Shangqiu (Provinz Henan) eine der vier großen Akademien Chinas. Sie war bis zum Ende der Kaiserzeit vor ca. 100 Jahren in betrieb und war eine der berühmtesten Bildungsstätten Chinas und liegt im norden der Stadt.

 

Zwar schon 484 errichtet, wurde sie erst in der Song Dynastie 宋朝 (960-1279) 1035 von den Konfuzianisten zu einer Akademie ausgebaut. Berühmte Gelehrte der Song Dynastie, wie Cheng Hoa, Cheng Yi, Sima Guang, Fan Zhongyan and Zhu Xi, ... und auch Cheng Hao 程顥 (1032–1085) und Cheng Xi 程颐 (1033-1107), zwei der großen Gelehrten des Neokonfuzianismus lehrten hier vor hunderten von Schülern.

 

Auf dem Gelände befinden sich zwei alte Zypressen, eine ist ca. 4.500 Jahre alt und trägt den Ehrentitel "Großer General und Senior General General von Kaiser Wu 漢武帝 (141-87 v.Chr.)" von der Westlichen Han Dynastie (207 v.Chr.-9 n.Chr.).

4. Yongtai Kloster

Das Yongtai Kloster (ursprünglich Minglian Kloster) ist das älteste Frauenkloster Chinas, errichtet während der nördlichen Wei Dynasty 北魏 (386-534) und liegt ca. 11 km nordwestlich von Dengfeng am Westhang des Taishi Berges 太室山.

 

Gleich neben dem Kloster befindet sich die Klostereigene Kung Fu Schule, die einzig für Mädchen und Frauen zugänglich ist. Die Klosterschule verfügt über einen guten ruf, und die Shaolin Kung Fu Tradition des Klosters soll, durch die frühen Verbindungen zum Shaolin Kloster, weit zurück reichen.

 

Zhuanyun (Chin.: Zhuǎnyùn Gōngzhǔ 转运公主), die Tochter des Kaisers Wencheng 文成帝 (440-465) errichtete eine Kleine Hütte, in der sie den Buddhismus praktizieren konnte und wurde die erste Buddhistische Nonne. Diese kleine Hütte wurde später  Zhuanyun Convent (转运庵) genannt und war der Vorläufer des heutigen Klosters.

 

Prinzessin Minglian (Míngliàn Gōngzhǔ 明练公主), Tochter des Kaisers der Südlichen Dynastie der Liang-Dynastie Wu Die 梁武帝 (reg. 502-549), entwickelte ein Interesse am Buddhismus und folgte aussschließlch den Lehren des Bodhidharma, zu dessen vier engsten Schülern sie zählte. Sie erhielt den Dharma Namen Zongchi (fǎmíng Zǒngchí 法名总持). Doch da sie als Frau mit Männern zusammen leben musste erichtete ihr Vater neben Zhanyuns Hütte ein Kloster, wo sie als Nonne (nísēng 尼僧) den Buddhismus praktizieren konnte. Es wurde daher Minglian Kloster 明练寺 enannt.

 

Die dritte Prinzessin war Yongtai (Yǒngtài Gōngzhǔ 永泰公主) die jüngere Schwester des Wei-Kaisers Xiaoming's 孝明帝 (510-528). Sie lehnte Überfluss und Reichtum ab und zog sich ins Minglian Kloster zurück, wo sie Nonne wurde. Sie nutzte ihre kaiserliche Abstammung um den Leuten zu helfen und wurde daher hoch geschätzt. In der Tang-Dynastie 唐代 (618-907) finanzierte der Kaiser renovierungsarbeiten am Minglian Kloster und bei der Errichtung eines Denkmals zu ehren Yongtais wurde das Kloster in Yongtai Kloster 永泰寺 umbenannt. 

5. Freilichtbühne (Shaolin und Zen-Musik)

Auf der größten Freilichtbühne der Welt, die sich über 5 km erstreckt, werden, an die Shaolingeschichte angelehnte Stücke aufgeführt, mit schwierigen Kampfchoreographien in 80 m Höhe. Die großartige Darstellung und Musik wurde von internationalen Größen entwickelt, und das Chinesische Nationale Symphonie Orchester sowie das Chinesische Aiyue Orchester setzten die Musik um.

 

Das Stück dauert in etwas 70 Minuten und ist in fünf Kapitel unterteilt

1. Kapitel: Wasser

Der Klang des Wassers und der Schatten Bodhidharmas dominieren. Ein Lied aus der Tang-Zeit wird angestimmt, alltagsszenen dargestellt, und die Konversation zwischen den Mönchen und dem gemeinen Volk verschmelzen zu einer harmonischen Einheit.

 

2. Kapitel: Holz

Der Klang des Holzes, der präsent ist, bricht den Frieden des Alten Tempels und es wird die Geschichte der Entstehung der Kampfmönche erzählt.

 

3. Kapitel: Wind

Das Längste Kapitel mit unzähligen Kung Fu Darbietungen.

 

4. Kapitel: Licht

Eine Lichtdarstellung, in der die Bühne in unterschiedliche zustände getaucht wird. Die Grenzen des Lebens werden aufgebrochen und durch das Licht wird alles in der Welt gelobt und gepriesen.

 

5. Kapitel: Stein

Ein gesungenes Kapitel, das auf den Höhepunkt hinausläuft. Am Ende leuchtet das Licht des Buddhismus und alles wandelt sich in Frieden und Harmonie.

6. Erzu Um 二祖庵 Zweites Meister Nonnenkloster

Das Nonnenkloster liegt auf dem Berg Boyu, das auch über eine Seilbahn zu erreichen ist. Es wurde zur Erinnerung an Huike, dem Zweiten Patriarchen des Chan Buddhismus errichtet, da dieser hier Meditierte und seine Wunde heilen ließ, nachdem er seinen Arm abgeschnitten und ihn Bodhidharma als zeichen seiner Ernsthaftigkeit dargebracht hatte. Errichtet wurde das Nonnenkloster in der Nördlichen Song Dynastie 960- 1127. Der Weg vorbei am Kloster führt zu schönen Aussichtspunkten.

 

Die Haupthalle wurde 1988 wieder errichtet und seit 2015 wird an der Wiederherstellung der restlichen Anlage gearbeitet.

7. Sanhuangzhai Kloster

Das in den Bergen gelegene Sanhuangzhai Kloster ist nicht ohne Anstrengung zu erreichen. Entweder durch einen langen beschwerlichen Aufstieg von einem im Westen, am Fuße des Berges gelegenen Parkplatzes, oder von Norden (von Shaolin) mit der Seilbahn, oder Aufstieg, mit einer anschließenden langen Wanderung, auf und ab, bis zum Kloster.

 

Erst in den Letzten Jahren wieder errichtet lebten hier über lange Zeit nur zwei Nonnen, die sich inzwischen im Greisenalter befinden und von jungen Mönchen gepflegt werden.

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