Die Anfänge des Shaolin Klosters und die Entstehung des Shaolin Kung Fus

Die Geschichte des Shaolin Klosters umspannt 1500 Jahre. In dieser Zeit Entstanden eine Vielzahl von Legenden und Mythen, die sich um das Shaolin Kloster und dessen Kampfkunst ranken und sich derart mit den Historischen Ereignissen vermengt haben, dass es nicht immer einfach ist, Historie und Legende voneinander zu trennen.

Geographische Lage

Das Shaolin Kloster befindet sich im Westlichen Ausläufer des Songshan 嵩山 Gebirgszuges, der sich, in Ost-West-Richtung verlaufend zwischen der alten Kaiserstadt Luoyang 登封市 und Zhengzhou 鄭州市, der heutigen Provinzhauptstadt Henans, befindet. Im Songshan Gebirgszug liegt es am Nordhang des Berges Shaoshi 少室山 und ist ca. 45 km östlich von Luoyang und ca. 65 km südwestlich von Zhengzhou, und liegt nordöstlich der Kreisstadt Dengfeng 登封市. (siehe Abbildung 1)

Abbildung 1
Abbildung 1

Vorgeschichte

Der Songshan Gebirgszug gehört seit jeher zu den fünf heiligen Bergen des Daoismus. Bei den heiligen Bergen handelt es sich nicht um einzelne Berge, wie der Name vermuten ließe, sondern um ganze Gebirgszüge. Die höchste Erhebung ist der Songshan mit 1512 m. Bereits Kaiser Han WuDi 漢武帝 (reg. 140-87 v.Chr.) verehrte dort im Jahre 110 v.Chr. den Berggott. Der Songshan war ein beliebtes Pilgerziel und viele herausragende Daoisten ließen sich an ihm nieder. So zum Beispiel Zhang Daoling 張道陵 (~34 bis ~156 n.Chr.), KouQianzhi 寇謙之 (365-448) oder Sima Chengzhen 司馬承禎 (647-735).

 

Schon seit vorchristlicher Zeit wurden zahlrieche Daoistische Klöster in und um den Songshan errichtet. Das bekannteste unter ihnen ist der Zhongyue-Miao-Tempel 中嶽廟寺 (gegründet ca. 220 v.Chr.), am Fuße des Berges Taishi. Er gehört zu den Größten und am besten erhaltenen Daoistischen Klöstern.

 

Noch Mitte des 5. Jh. wurden die Buddhisten verfolgt, da die Herrscher der Wei Dynastie 北魏 (385-535), die aus den Nördlichen Nomadenvölkern hervorgegangene waren, darin eine Gefahr für Dekadenz und Verweichlichung sahen. Erst 453 wurde die Verfolgung eingestellt und langsam näherten sich die Wei-Herrscher an den Buddhismus an.

Die Gründung Shaolins und der Erste Abt

Gesichert ist die Gründung des Klosters im Jahr 495 (neunzehnts Jahr der Ära Taihe 太和 477-499) unter Kaiser Xiao Wen 孝文帝 (reg. 471-499) von der nördlichen Wei Dynastie 北魏 (385-535). Kaiser Xiao Wen stattete den aus Indien stammenden Mönch Batuo 跋陀 (Buddhabhadra, im chinesischen auch Fotuo 佛陀 genannt) mit Geldmitteln aus, um ein Kloster zu gründen. Als Ort wurde der Nordhang des Berges Shaoshi 少室山 gewählt, der zum westlichen Ausläufer des Songshan 嵩山 geehört.

 

Durch die starke Präsenz des Daoismus  ist es auch nicht verwunderlich, dass im Shaolin Kloster ursprünglich der Daoismus dominierte. Vielleicht war es in seinem Ursprung sogar ein Daoistisches Kloster (womöglich eines, das aufgegeben wurde), in das Botuo geschickt wurde, um die indischen Sutras ins chinesische zu übersetzen. In der Inschrift auf der Stele des Tang-Kaisers Xuanzong 玄宗 (reg. 712-756) heißt es: "... unter der Regierungsdevise Taihe erging der Auftrag, dieses Kloster als Unterkunft zur Verfügung zu stellen und alle damit verbundenen Ausgaben aus öffentlichen Mitteln zu finanzieren."

 

Batuo errichtete eine Sutra Übersetzungshalle in der Gelehrte des 6. Jh.  wie Ratnamati und Bodhiruci Sanskrittexte ins Chinesische übertrugen. Die Übersetzungsschule von Shaolin erlangte eine derartige Berühmtheit, daß der große Gelehrte Xuanzang 玄奘 (~596-664) den Kaiser Taizong (reg. 627-649) um Erlaubnis fragte dort zu wohnen.

 

Der Name Shaolin wird häufig als 'junger Wald' übersetzt. Shao 少 "wenig", "kleine Menge" und Lin 林 "Wald". Doch das Wort Shao ist ein Eigenname und bezieht sich auf den Berg Shaoshi 少室山, an dessen Hang sich das Kloster befindet. Der Name des Shaolin Kloster bedeutet demnach: "Das Kloster im Wald am Berg Shao".

Der Zweite Abt Sengchou

Botuo war von 495-520 Abt des Klosters und auf ihn folgte folgte Sengchou 僧稠 als zweiter Abt von Shaolin (Abt von 520-560). Einen Bericht über Sengchou finden wir in dem von Daoxun 道宣 (596-667) verfassten Werk "Forzsetzung der Biographien berühmter Mönche" 續高僧傳 (Xu Gaseng Zhuan), das 645 n.Chr. in der ersten Fassung vorlag und 665 n.Chr. in der Letzten. Dort heißt es: "'Ich werde gegen euch im Wettkampf antreten.' sagte Sengchou. Zu diesem Zweck ging er in den Tempel und lief waagrecht an der Tempelwand entlang von West nach Ost insgesamt einhundert Schritte. Dann sprang er viermal hintereinander so hoch, dass er mit seinem Kopf den Balken erreichte. Außerdem stemmte er ein Gewicht von vielen Jun (ein jun entspricht etwa 15 kg) in die Höhe. Mit den Fäusten war er so flink und behende, dass alle ihm gehorchten und alle sich ihm unterwarfen" auch heißt es, dass sich die Mönche "oft zum Vergnügen im Zweikampf maßen"  

 

Diese Textstelle zeigt, dass sich die Mönche schon seit der Anfangszeit des Klosters mit Kampfkunst befassten, unklar ist jedoch ob es sich dabei um ein vollständig ausgereiftes Shaolin Kampfsystem handelte, das dem heutigen ähnlich war, oder um ein allgemeines Kampftraining wie es vielerorts, z.B. in Kasernen, betrieben wurde. Unter die Amtszeit Sengchou fiel auch der Aufenthalt Bodhidharmas in Shaolin.

Ankunft und Wirken Bodhidharmas

Abbildung 2
Abbildung 2

Bodhidharma gilt als Begründer des Shaolin Kung Fu, Shaolin Qi Gong und des Chan Buddhismus, dessen erster Patriarch er war. Über ihn gibt es nur wenig gesichertes Matieial. In den ersten Aufzeichnungen aus dem 6. Jh.n.Chr. wird er als aus dem Süden Indiens (Seeroute), oder als aus Persien (Seidenstraße) stammend bezeichnet. Die meisten Autoren folgen der Indienversion, wonach er der dritte Sohn eines Königs war und der Kshatriya-Kaste (Kriegerkaste) angehörte. Nach einem kurzen Aufenthalt am Kaiserlichen Hof in Luoyang zog er nach Shaolin, wo er von 527-536 lebte. In einer nahegelegenen Höhle (Siehe Abbildung 2) erlangte er beim Meditieren die Erleuchtung, und begründete, aufbauend auf seiner eigenen Meditationspraxis, den Chan Buddhismus. Seither steht das Shaolin Kloster in der Tradition des Chan-Buddhismus.

 

Von Bodhidharma selbst gibt es keine schriftlichen Werke, angesichts der Chan-Buddhistischen Grundhaltung ist es auch unwahrscheinlich, dass es diese jemals gegeben hat. Er hat sich ganz auf die Meditation gestützt und lehnte jegliche schriftliche Überlieferung ab. Die Übermittlung sollte, wie im Chan üblich, nicht durch das Studium von Schriften, sondern von Meister zu Schüler und von Herz zu Herz stattfinden.

 

Chan bedeutet soviel wie 'meditative Versenkung' und ist die Übersetzung des Sanskritwortes dyhana, das einen Zustand der Meditation beziehungsweise der Versenkung beschreibt. Im Chan vermengte sich der Buddhismus mit den philosophischen Schulen des Daoismus und Konfuzianismus, weshalb der Chan-Buddhismus auch als chinesischer Buddhismus, oder auch Han-Buddhismus bezeichnet wird. Shaolin ist ein Schmelztiegel indischer und chinesischer Traditionen. Genauso wie die Philosophien des Buddhismus, Daoismus und Konfuzianismus zu einer neuen Disziplin verschmolzen, verschmolzen auch die indischen Kampfkünste und Gesudheitsübungen mit den chinesischen Kampfkünsten und Langlebigkeitsübungen.

 

Sollte die Zugehörigkeit Bodhidharmas zur Kshatriya-Kaste (Kriegerkaste) stimmen ist es sehr wahrscheinlich, dass die Anfänge des Shaolin Kung Fu bei ihm ihren Anfang nahmen. Auffallende Ähnlichkeiten zwischen den Kampfküsten Indiens und Shaolins sind groß genug, dass es mehr als eine zufällige ähnliche Entwicklung sein könnte. Ebenso weisen die Ähnlichkeiten zwischen dem Shaolin Qi Gong und indischen Systemen  auf einen Möglichen Einfluss Indiens hin. Ob dieser Einfluss durch Bodhidharma initiiert wurde, oder vielleicht schon von Batuo, oder sich erst später ausformte, lässt sich heute nicht mehr mit Gewissheit sagen. Auch nicht mehr, wie umfangreich und ausformuliert die Systeme waren. Der Überlieferung nach wird er bis heute mit der Shaolin Kampfkunst in Verbindung gebracht. Die Form der 18 Luohan-Hande soll von ihm stammen, ebenso wie die fünf Tierstile (Drache, Tieger, Leopard, Kranich und Schlange), eine Schwertform, eine Stockform und die Qi Gong Systeme des Yi Jin Jing und Xi Sui Jing.

 

In der nördlichen Song Dynastie (960-1126) wurde in Gedenken an Bodhidharma, unterhalb des WuRu Gipfels ein Nonnenkloster, das ChuZu An, das 'Erste (Ursprungs) Meister Nonnenkloster', errichtet. (Siehe Abbildung 2)

Huike, der zweite Patriarch, und die Entstehung des Shaolin Rou Quan

Die Entwicklung des Rou Quan, ein Kampfkunstsystem, das wegen seiner Weichheit auch als Shaolin Tai Chi bezeichnet wird, soll der Legende nach auf den Zweiten Patriarchen des Chan, Huike, zurückgehen. Huike bzw. Dazu Huike 大祖慧可 (487–593 bzw. 484-590) studierte den Buddhismus sowie die chinesischen Texte (Daoismus inbegriffen) und galt als Erleuchteter, wurde jedoch kritisiert, da er keinen Lehrer vorzuweisen hatte. Er suchte Bodhidharma 528 n.Chr. in Shaolin auf, und studierte bei ihm zwischen vier und neun Jahren (je nach Überlieferung).

 

Der Legende nach schnitt sich Huike den linken Arm ab, um Bodhidharma seine Entschlossenheit zu demonstrieren. Der Überlieferung zufolge zog sich Huike auf den Gipfel Boyu zurück, zum heilen seiner Wunde und um den Buddhismus zu praktizieren. Während der nördlichen Song-Dynastie ()960-1126) errichteten die Mönche ihm zu ehren ein Nonnenkloster, den ErZu An (二祖庵), das 'Zweite Meister Nonnenkloster'. (Siehe Abbildung 2)

Zhou-Dynastie 北周朝 557-581 und Sui-Dynastie 隋朝 581-618

In der Jiande-Periode 建德, (572-578) wurde der Buddhismus, ebenso wie der Daoismus von Kaiser Wu Di 武帝 (561-578), zur Zeit der nördlichen Zhou-Dynastie 北周朝 (557-581), verboten. Zuvor hatte Kaiser Wu Di Konfuzianische Gelehrte, Daoistische  und Buddhistische Mönche um sich versammelt und sie über ihre Philosophie Debattieren lassen. Er stufte daraufhin den Konfuzianismus als am Höchsten ein und ließ den Daoismus, wie den Buddhismus verbieten. Alle Klöster wurden zerstört und die Mönche gezwungen zu einem weltlichen Leben zurückzukehren. In dieser Zeit wird das Shaolin Kloster das erste mal zerstört.

 

In der Daxiang-Periode 大象 wurde das Shaolin Kloster, unter dem übernächsten Kaiser Jing Di 靜帝 (579-581), wieder neu begründet. Jedoch unter dem Namen Zhihu, und in der damaligen Kaiserstadt Luoyang.

 

Mit der Regierungsdevise Kaihuang 開皇 (581-600) in der Sui-Dynastie 隋朝 (581-618) wurde das Shaolin Kloster unter seinem ursprünglichen Namen am ursprünglichem Platz wieder aufgebaut, was nicht zuletzt dem großzügigen Geschenk von 100 Qing (666,6667 Ha) Land, des ersten Sui Kaisers Wen Di 隋文帝 (581-604), zu verdanken war.

Shaolin im Übergang von der Sui- zur Tang-Dynastie

Der Beginn der Tang 唐朝 Zeit stellt eine Zäsur in der Entwicklung Shaolins dar. Im Kampf um das Kaiserliche Erbe ergriffen die Mönche Partei für die späteren Tang-Kaiser. Sie sicherten sich damit die Gunst und Zuwendung der Künftigen Herrscher. Viele Legenden beschreiben das Schlüsselereignis, das im Volksmund als "Dreizehn Stockmönche retten den Herrscher den Tang" bezeichnet wird.

 

Eine dieser Erzählungen berichtet, daß nach der Einnahme von Luoyang durch den Sui-General Wang Shichongs 王世充 dessen Neffe Wang Renze 王仁則 das Shaolin Kloster belagerte um notwendige Mittel für seine Truppen zu requirieren. Eines Tages erhielten die Mönche die Nachricht, daß Wang Renze Li Shimin 李世民, den späteren Kaiser Taizong 太宗 (626-649), einen der wohl bedeutendsten Kaiser Chinas, gefangen genommen und nach Luoyang gebracht hatten. Der Abt entschied, sich auf die Seite der Tang zu stellen und Li Shimin zu befreien. Dreizehn Kampfmönche brachen nach Luoyang auf, drangen des Nachts gewaltsam in die Stadt ein und befreiten Li Shimin. Auf der Flucht trafen sie auf eine Militärstreife der Tang und waren in Sicherheit.

 

Natürlich ist auch hier die Quellenlage spärlich, und vor allem die tradierten Erzählungen stark mystifiziert. Zur Vorgeschichte sei erwähnt, dass  China, das durch die Sui Dynastie erstmals wieder vereint war, ab 610 n.Chr. durch Überschwemmungen heimgesucht wurde, die mehrere Hungersnöte auslösten. Hinzu kamen Militärische Niederlagen gegen Mandschuren und Nordkoreaner (612-614) und gegen die Turkvöler im Westen (615). Es folgten Aufständen und 617 erhob sich General Li Yuan 李渊, der noch im selben Jahr den Kaiser stürzte. Li Yuan begründete die Tang Dynastie 唐朝 und wurde unter dem Namen Gaozu 高祖 Kaiser. Er galt als äußerst unentschlossen und stand schon immer im Schatten seines zweiten Sohnes Li Shimin 李世民, zu dessen Gunsten er 626 abdankte.

 

Doch das Land war noch lange nicht befriedet. Die Provinz Henan stand unter der Kontrolle von General Wang Shichong 王世充, der 619 seine eigene Dynastie (die Zhou-Dynastie) ausrief und sich zum Kaiser erhob. Von August   620   bis  Juni   621 führte Li Shimin, damals noch Prinz von Qin, eine Militärkampange gegen Wang Shichong. In diesem Konflikt besetzten Truppen Wang Shichongs das Strategisch wichtige Gebiet des Huanyuan Berges, zu dem auch Gebiet des Baigu Zhuang 柏谷莊, 'Gut des Zypressen-Tales', gehörte. Dieses Gebiet, das Nordöstlich von Shaolin lag, war Eigentum des Shaolin Kloster, und ein Geschenk des ersten Sui-Kaisers Wendi 文帝i (reg. 581-605).

 

Abbildung 3
Abbildung 3

In einer, im Jahr 728 errichteten Stele (Abbildung 3, rechte Stele) befinden sich insgesamt sieben Texte aus den Jahren 621-728. Die längste Inschrift wird auf das Jahr 728 datiert und stammt von dem Personalminister (libu shangshu 吏 部尚書) Pei Cui 裴漼 (ca. 670-736 n.Chr.), darin heißt es, daß das Reich gegen Ende der Daye-Ära 大業  (605-616) der Sui-Dynastie 隋朝  (581-618) zerfiel und die Bevölkerung wie das Kloster von Banditen heimgesucht wurde. Die Mönche konnten sie abwehren, woraufhin die Banditen Feuer legten. Weiter heißt es: "Die Mönche  Zhicao 志操, Huiyang 慧瑒, Tanzong 曇宗  ... führten die Mönche im Kampf gegen die Rebellenarmee [von Wang Shichong] und bekundeten damit ihre Loyalität [gegenüber der Tang]. Sie nahmen [Wang Shi] Chongs Neffe [Wang] Renze fest und stellten sich damit auf die Seite des [Tang] Hofes. Taizong lobte ihre verdienstvolle Rechtschaffenheit und entsandte eilends ein Kaiserliches Schreiben, das seiner Befriedigung Ausdruck verlieh. Dann erhielten sie [die Mönche] eine huldvolle Anweisung in Form eines kaiserlichen Geschenks, das ihnen den Besitz von vierzig Qing Land und eine Wassermühle gewährte. Das ist das Gut Baigu"

 

Die Stele enthält auch eine Abschrift von Li Shimin Brief an das Shaolin Kloster vom 26. Mai 621, drei Tage nachdem die Mönche den Berg Huanyuan eingenommen hatten. Er schwelgt darin vor lob, dass die Shaolin Mönche das 'Reine Tal' gesäubert hätten und sie ihrer Verpflichtung zum Schutz des wahren Dharma nachgekommen seien indem sie sich gegen den Verbrecher Wang Shichong stellten. Es enthält aber auch eine unterschwelliger Hinweis, dass die Mönche, von weiteren Militärischen Handlungen Abstand halten sollen. Jeder solle seine vorherige friedliche Berufung wieder aufnehmen, da er den Frieden bald wieder hergestellt haben wird.

 

Auch die Auflistung der Schenkung von Li Shimin von 625 sind auf der Stele verewigt. Am 5. Juni 621, ein Tag nach der Einnahme Luoyangs, verordnete Li Shimin die Schließung aller Klöster in der Östlichen Hauptstadt und die Ausbreitung religiöser Würdenträger. Im Jahr 622 schloss er das Shaolin Kloster unter dem Vorwand, dass sie das Land illegal erworben hätten. Zwei Jahre später durfte das Kloster wieder eröffnet werden, einzig wegen des Militärischen Beistandes. Am 28. März 625 erging die Schenkung, unter anderem das Gut des Zypressen-Tales.

 

Nachdem der Tang Kaiser Gaozu das Amt niedergelegt hatte und Li Shimin den Thron unter dem Namen Kaiser Taizong 太宗 (reg. 626-649) bestiegen hatte, schränkte Kaiser Taizong den Buddhismus genauso wie den Daoismus immer mehr ein. Klöster wurden enteignet und Geschlossen doch das Shaolin Kloster blieb, wegen der damaligen Unterstützung, davon verschont.

 

Es ist gut ersichtlich, dass das Shaolin Kloster schon seit den Anfängen mit Kampfkunst in Verbindung gebracht wird. Historisch spricht viel dafür, dass sich die Mönche schon früh mit der Kampfkunst auseinandersetzten, sodass man wohl spätestens mit dem Ende der Sui-Dynastie von Kampfmönchen sprechen kann. Über eine lange Phase hinweg blieb das Kloster den Angriffen von  plündernden Gruppen wehrhaft, und ergriff Partei für die Späteren Tang-Herrscher, die sich nachweislich für das Militärische Eingreifen dankbar zeigten.

 

An dieser Stelle ist es unerheblich ob es sich nun um die 13 Mönche handelte, wie sie in der Stele von 728 erwähnt werden. Diese Liste ist auch die letzte Inschrift und wird zu recht kritisch gesehen. Einige Histoiker weisen darauf hin, dass in dem von Personalminister Pei Cui stammenden Text, mit Ausnahme der namentlich erwähnten, nicht explizit von Mönchen gesprochen wird. Es könnte sich durchaus um Aufständische und/oder Mönche gehandelt haben, die von den namentlich erwähnten Shaolin angeführt wurden.  Namentlich werden in dem Text Pei Cuis der Abt Zhicao 志操, der Verwalter des Klosters Huiyang 慧瑒 und auch der als General ausgezeichnete Tanzong 曇宗 erwähnt. Abt Zhicao war schon 50 Jahre alt, weshalb Historiker anzweifeln dass er überhaupt an einem derartigen Unternehmen hätte teilnehmen können. Ich kann mich dieser Überlegung nicht anschießen, sie resultieren wohl eher aus Unkenntnis gegenüber den Kampfkünsten. George Forman stand bis zu seinem 48 Lebensjahr im Ring und der Großmeister des Malteserordens war bei der Türkenbelagerung 1565 bereits 70 als er sich in das Kampfgetümmel stürzte. Es hängt eher damit zusammen wie gut er noch im Training war. Ich kenne noch genug aus der Kampfkunst- und Kampfsportszene, die mit 50 Körperlich sehr gut beieinander sind.

 

Sollten es sich wirklich um 13 Mönche gehandelt haben, dann ist es möglich, wenn es sich um Elitekämpfer gehandelt hatte, die in einer Nacht-und-Nebel-Aktion im Schutze der Dunkelheit ihr vorhaben durchgezogen hatten. Natürlich mit einem sehr hohen Risiko, das steht außer Frage. Ungeklärt ist, wie nahe sie schon tagsüber an, oder sogar in das feindliche Lager heran kamen bzw. eindringen konnten. Spione und Attentäter verkleideten sich durch die ganze Geschichte Ostasiens hindurch immer wieder als Mönche, um Feindliche Gebiete zu betreten, oder zu generischen Lagern, bzw. befestigten Siedlungen, Zugang zu erhalten. Für eine relativ kleine Gruppe spricht auch die Tatsache, dass je grösser die Zahl auf Seiten Shaolins gewesen wäre, desto eher wäre es wohl zu einem Kampf auf offenen Feld gekommen, in dem sie unterlegen gewesen wären. Späher hatten das Umland sicherlich unter Beobachtung. Man darf ja nicht vergessen, dass Shaolin kein Militärischer Orden war, wie etwa die Europäischen Ritterorden. Das heißt, dass sie nicht über eine Schwere Infanterie verfügten, die von einer Schweren Kavallerie unterstützt wurde. Shaolin waren eher eine leichte Infanterie, schnell, wendig und perfekt zum Einsatz gegen Banditen und Piraten, die ihrerseits auf Schnelligkeit und Wendigkeit ausgelegt waren. Deshalb wurden sie auch in späterer Zeit gegen diese eingesetzt. Aber gegen eine schwer gepanzerte Infanterie, die auf Formationskampf spezialisiert ist, unterstützt durch Kavallerie, hätte Shaolin auf offenem Feld keine Changse gehabt.

 

Wie stark ausgeformt die Kampfkunst damals schon war und mit heute verglichen werden kann ist leider unmöglich zu rekonstruieren. Wie weiter oben schon erwähnt sprechen gewisse Ähnlichkeiten mit den Indischen Kampfkünsten für eine frühe Entstehung und Systematisierung.

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